Veranstaltungsbericht: Kooperationsveranstaltung „Afghanistan im Kreuzfeuer: Zwischen Taliban und Geopolitik“

Am Dienstag, den 16.07.2024 lud die BHAS zusammen mit der GSP und der Junge Gesellschaft für Sicherheitspolitik (JGSP) Bonn, sowie dem Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS) der Universität Bonn, der Academy of International Affairs NRW und der Bonner Akademie für Forschung und Lehre praktischer Politik (BAPP) zu einer Podiumsdisskusion zum Thema "Afghanistan im Kreuzfeuer: Zwischen Taliban und Geopolitik" ein.


Zu Beginn der Veranstaltung führte Dr. Enrico Fels (Geschäftsführer des CASSIS) ins Thema ein, indem er einen geschichtlichen Überblick gab, die heutige humanitäre Lage beschrieb und die Interessen globaler und regionaler Akteure darstellte.


Darauf folgte ein Impulsvortrag von Sara Nanni, MdB (Sicherheitspolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen). Sie ging auf den Ablauf und die Nachwirkungen des Abzugs der amerikanischen und verbündeten Truppen aus dem Land ein. Das sog. Doha-Abkommen sei ein „Kapitulationsabkommen“ gewesen, bei dem die europäischen Alliierten kaum Einfluss auf die Gestaltung gehabt hätten. Die dabei zutage getretene vermeintliche Schwäche habe außerdem den russischen Präsidenten Putin zum Angriff auf die Ukraine ermutigt. 


In der Podiumsdiskussion begann Prof. Dr. Conrad Schetter mit einem historischen Rückblick auf die gewaltvolle Geschichte Afghanistans und verwies auf verschiedene Konfliktherde, denen sich das Land ausgesetzt sehe. Frau PD Dr. Evelyn Bokler-Völkel widmete sich der ideologischen Legitimation der Taliban-Herrschaft, die sie als „kasuistisch-nationalistisch“ beschrieb. Die Taliban hätten seit ca. 30 Jahren eine starke Transformation durchgemacht und seien lernfähig, müssten sich aber dem Spannungsfeld von Tradition und Gegenwart stellen. Frau Sara Nanni stellte die Fehleinschätzungen der westlichen Regierungen im Umgang mit einer Lösung des Afghanistan-Konfliktes heraus: Man habe die USA einheitlich betrachtet, nicht aber die internen verschiedenen Interessen wahrgenommen. Brigadegeneral a.D. Dr. Michael Bartscher erläuterte das deutsche Engagement in ISAF sowie die Fehleinschätzung der Lage.


Im Anschluss dessen ging es bezüglich der Stabilität des diktatorischen Regimes der Taliban um ihren strategischen Einsatz von Gewalt und Terror sowie ihren Rückhalt in der Bevölkerung. Schließlich befasste sich die Diskussion vor dem Hintergrund der derzeitigen humanitären Lage mit der Frage nach den zukünftigen Beziehungen zu den Taliban. 


Die Diskussionsveranstaltung beleuchtete in einer erfrischend offenen und fachlich anspruchsvollen Paneldiskussion aus unterschiedlichen Perspektiven das vergangene westliche Afghanistan-Engagement. Dies bildete die Grundlage für die folgende anregende Diskussion mit dem Plenum.
 

Wir freuen uns schon, euch bei kommenden Veranstaltungen wiederzusehen!

 

Eure BHAS